Felix Kröcher ist DJ, Produzent und Radio-Moderator zugleich. In den vergangenen Monaten wurde er durch seine Sendung „Hardliner“ bei Sunshine Live, große Auftritte wie auf der Nature One 2005 und diverse veröffentlichte Vinyls zunehmend bekannter. Anfang diesen Jahres hat er zu einem weiteren Push der Karriere sein erstes Album „Forward Movement“ herausgebracht. Zudem sind die Vorbereitungen für eine fünfte Compilation fast abgeschlossen. Grund genug, den jungen Herren zu bitten, uns etwas über sich, seine aktuellen und zukünftigen Vorhaben zu erzählen.
Erzähl uns was von den Anfängen. Wie bist Du zur Musik gekommen?
Beeinflusst wurde ich schon recht früh, Mitte der 90er von meiner vier Jahre älteren Schwester und deren Freundeskreis! Elf oder zwölf Jahre alt war ich da und meine Schwester war die erste Bezugsquelle für Mitschnitte auf Tapes von der Clubnight mit den damaligen Residents Torsten Fenslau, Sven Väth und Talla 2XLC. Das Ganze wurde dann noch von meinem Vater unterstützt, denn der hatte als Polizist in Frankfurt die wilden Anfänge der Szene kennen gelernt. Voller Enthusiasmus hat er mir von den Nächten berichtet, da gab’s für mich nur noch ein Ziel – meinen stetig wachsenden Traum, selbst Musik machen zu können in die Realität umzusetzen! Die Stadt Frankfurt, in der ich geboren und aufgewachsen bin, steht in meinen Augen für Techno und hat mich entscheidend geprägt. Wenn ich z.B. früh morgens aus dem U60 komme und ich von dort aus direkt auf die Skyline blicke, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Ich erinnere mich dann an die ersten Partys, die ich dort erlebt habe. Das, was ich heute dort machen darf, ist und bleibt für mich ein wahr gewordener Traum.
Wie kamst Du zu Sunshine Live? Was machst Du heute beim Sender?
Ich denke, ich war einer der ersten Hörer und Fans des Senders. Irgendwann hatte ich ihn in meinem Radio und war damals einfach begeistert, dass es einen Sender gibt, der sich mit meiner Musik beschäftigt. Ich wollte zuerst nur bei einer Sendung dabei sein und zuschauen. So habe ich die Redaktion angeschrieben und auch ein Tape von mir mitgeschickt, damit die Leute merkten, dass ich wirklich interessiert bin. Wenige Tage später rief mich der damalige Musikredakteur an und fragte mich, ob ich Lust hätte, ein Praktikum in der Musikredaktion zu machen. Ich bin fast ausgeflippt und habe natürlich sofort ja gesagt. Ein paar Tage später war ich Praktikant. 2001 war das und anschließend habe ich ein Volontariat beim Sender absolviert. Jetzt bin ich Musikredakteur. Es ist ein klasse Job, da sich meine weiteren Tätigkeiten prima damit vereinbaren lassen. Zudem erlebe ich in diesem Business tagtäglich, was andere DJs und Produzenten leisten.
Warum Hard-Techno? Magst Du auch andere Styles?
Generell bin und war ich schon immer ein Anhänger der härteren Fraktion. Hard-Techno und das, was ich den Menschen Woche für Woche in Clubs und auf Events näher bringen möchte, muss für mich einfach pure Energie ausstrahlen. Ich lebe und liebe es, mit all den Leuten jedes Mal aufs Neue ausgelassen zu feiern. Was mich allerdings manchmal sehr nervt und auch ärgert, ist das ständige Nörgeln einiger, die alles Mögliche schlecht finden, weil es ihnen gerade nicht in den Kram passt, sei es die Musik an sich, oder allein schon der Begriff des jeweiligen Styles. Ich bin da anderer Meinung, da ich von Hard-Techno über Minimal bis hin zu House privat oder in den Clubs einfach alles gern höre. Aber nennt es einfach wie ihr möchtet und habt Spaß daran, denn man kann wirklich alles kaputt diskutieren und dabei verliert meiner Meinung nach die Szene mehr und mehr an Zusammenhalt. Das finde ich sehr
schade!
Kommen wir zu deinem Album „Forward Movement“. Welche musikalischen Einflüsse haben Dich inspiriert?
Die Beweggründe meines Albums sind schnell zusammengefasst! Gerade in den vergangenen Monaten sammelte ich durch meine Reisen viele Erfahrungen. Ich möchte den Leuten etwas zurückgeben und das kann ich am besten durch die Musik. In Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Boris Schalk habe ich dann an den Tracks gearbeitet. Sicher probieren wir dabei viel aus, aber ich denke das gehört auch dazu. Stillstand bedeutet Rückschritt und Musik lebt mit Veränderungen. Bevor etwas ins Presswerk wandert, muss es mich absolut zufrieden stellen. Wenn es dann auch noch einigen anderen gefällt, ist das am Ende ein schönes Ergebnis meines Schaffens. Ich schätze dabei auch konstruktive Kritik, denn diese bereichert mich.
Was sind sonstige Hobbys von Dir? Wie verbringst Du Privatleben und Freizeit?
Für weitere Hobbys bleibt mir wenig Zeit. Um meine Aufgabe bei Sunshine Live richtig zu machen, brauche ich sehr viel Zeit und Engagement. Da stehen in erster Linie die Musikredaktion und meine wöchentlich stattfindende Sendung ,Hardliner‘ im Vordergrund. Dann gibt es ja auch noch mein eigenes Label Compressed, bei dem ich als A&R tätig bin. Darüber hinaus nutze ich jeden freien Moment, um mich mit meinem Kollegen Boris Schalk an weitere Produktionen zu setzen. Spätestens ab Freitag stehen meine Bookings an erster Stelle. Mittlerweile komme ich dabei ganz schön herum: In Österreich, Ungarn, Spanien, Italien, Slowenien, Kroatien, aber auch in Südamerika habe ich im vergangenen Jahr neben Gigs in Deutschland aufgelegt. Ich reise gerne und bin am liebsten unterwegs. Wenn man es so nimmt, kann ich dies als Hobby bezeichnen, und es lässt sich sogar mit meinem Job verbinden. Ein bisschen Privatleben bleibt trotzdem. Diese Zeit verbringe ich dann mit Freunden.
Und beim Zusammenstellen neuer Compilations. Was kommt denn da im März?
Die für März geplante Compilation enthält insgesamt zwei CDs, nennt sich „Hard-Techno Experience – Chapter One“ und erscheint auf Compressed Recordings. Dabei befindet sich auf der ersten CD ein Mix, wie man es aus meiner Sendung ‚Hardliner‘ gewohnt ist. Darauf sind brandaktuelle Tracks von u.a. Robert Natus, Matt M. Maddox, Frank Kvitta, Torsten Kanzler, Boris S. und einem Intro von DJ Rush himself. Für die zweite CD habe ich mir diesmal einige Special Features einfallen lassen – einen 30 Minuten langen Mix meines Albums ‚Forward Movement‘ und einen Mitschnitt meines Auftrittes im Century Circus auf der Nature One 2005. So gesehen versuche ich mir immer etwas Neues auszudenken, um andere an den Sound zu führen und sie teilhaben zu lassen. Letztendlich soll sich das Geld lohnen, das man für eine solche CD ausgibt.
Eine Compilation lebt ja von Stücken anderer Produzenten. Du nennst hier auch einige Namen von anderen angesagten Hardtechno-Protagonisten. Indem du ihre Stücke vermixt, pushst du sie auch in gewissem Maße. Denkst du, dass in der Szene Konkurrenzdenken oder Teamwork überwiegt?
Wer behauptet, es gehe ohne jedes Konkurrenzdenken, der lügt sich selbst in die Tasche. Gesunde Konkurrenz muss aber auch sein, denn nur das spornt einen an, besser zu sein als die anderen und vorwärts zu kommen. Wichtig ist dabei, immer fair zu bleiben und nicht unter die Gürtellinie zu gehen. Wer gut ist und respektvoll mit seinen Kollegen umgeht, dem neide ich keinen Erfolg, sondern kann mich mit ihm freuen. Es gibt eine ganze Reihe von DJ-Kollegen, mit denen ich ein supertolles Verhältnis habe und ein paar wenige, mit denen ich nicht so klarkomme. Dieses Jahr möchte ich schon die eine oder andere Kooperation starten. Mit Boris habe ich schon Ende vergangenen Jahres eine gemeinsame EP produziert und vielleicht haut es jetzt auch bald mal hin, das ich mich mit Sven Wittekind und Robert Natus zusammensetze. Jedenfalls haben wir das alle schon seit geraumer Zeit vor!
Auf Knedeep, dem Label von DJ Rush, erschien vor kurzem eine 12″ von Dir. Wie kam es dazu?
Ich habe Rush vor knapp zwei Jahren kennen gelernt und ihn immer mit meinem neuesten Stuff versorgt. Ich schätze ihn sehr als Mensch und Künstler! Im vergangenen Jahr auf einem Event im Österreich haben wir es ordentlich krachen lassen, viel Jägermeister getrunken und dabei auch über neue Produktionen gesprochen. Kurzum, ich habe ihm ein paar Tage darauf einige neue Tracks geschickt, die ihm sehr gefallen haben. Ich denke, dass mittlerweile schon einige etwas mit der ‚Travelpussy‘ anfangen können, denn dieser Track ist wohl der populärste dieser EP. Sie heißt im übrigen „To Step Up‘. Für mich ist es natürlich eine große Ehre, auf diesem Label zu releasen.
Welche Musik hörst Du privat? Willst Du in Zukunft auch einmal ruhigere Musik produzieren?
Privat kann ich mir ziemlich alles an Musik anhören. Es muss nicht elektronisch sein. Natürlich kann es auch irgendwann ruhigere Musik von Felix Kröcher geben, welcher Hund weiß denn tatsächlich heute schon, an welchen Baum er morgen pinkelt. Aber im Ernst, auch das würde mich einmal reizen, doch derzeit fehlt mir dazu vermutlich einfach die richtige Inspiration und das tiefe Bauchgefühl. Und das brauche ich immer, um meinem eigenen Qualitätsanspruch gerecht zu werden, aber ich könnte es mir vorstellen!
Wie sind Deine Pläne für die Zukunft?
Ich denke, zu viele Pläne sollte man sich nicht machen, denn diese stimmen einen nur ungeduldig! Selbstverständlich möchte ich in diesem Jahr wieder einige Releases auf den Markt bringen, außerdem meine Residency im U60311 in Frankfurt am Main ausbauen. Ich versuche natürlich, an den Erfolg des vergangenen Jahres anzuknüpfen und die super wertvollen Erfahrungen, die ich in den Clubs und auf Events gesammelt habe, umzusetzen. Auf jeden Fall werde ich aber, wie einige Freunde immer raten, auf dem Boden bleiben!
Das Album Forward Movement“ ist – nur auf Vinyl – bei Compressed Records, im Vertrieb von Intergroove erschienen.
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Text: Stan Humit
Foto: MC Sunshine