Da freut man sich auf den wohlverdienten Kurzurlaub, und dann sowas. Was eigentlich ein beschauliches Wochenende im fernen Amerika werden sollte, entpuppte sich als totales Desaster.
Ich hätte ja normalerweise schon beim Einchecken merken müssen, daß da irgendwas faul ist, denn so viele Bekloppte auf einem Haufen habe ich selten gesehen. Aber man ist ja auch ein bißchen blöd und denkt sich erstmal nix dabei. Als ich dann im Flieger saß, war auch schon alles zu spät. Um mich herum nur Irre – junge Leute mit bunten Haaren, komisch angezogen und mit Ohrringen in der Nase. Na ja, dachte ich mir, dann leg dich eben schlafen und fertig. Aber Essig. Kaum war der Jet gestartet, ging auch schon so’n Engländer, Stief Mäisen oder so, nach hinten und fing an, diese Techno-Musik zu machen. Die ganzen Irren natürlich hinterher, am schreien und am tanzen. (Um so richtig doof spielen zu können, hat man die arme Fluggesellschaft wohl dazu gezwungen, die hinteren Sitzreihen rauszubrechen.) Irgendwann wurde der Disk-Jockey dann zwar gegen einen
gewissen Kollin Däil ausgetauscht, aber die „Musik“ wurde dadurch auch nicht besser. Gottseidank war ich aber hundemüde, so kam ich dann doch noch zu meinem wohlverdienten Schlaf und konnte dem scheußlichen Gedonner wenigstens für ein, zwei Stündchen entgehen (gell Daniel). Bis zum Zwischenstopp in Bangor waren auch die armen Stewardessen schließlich so arg mit den Nerven runter, daß sie komplett ausgetauscht werden mußten. Und auf dem Weiterflug, logisch, nochmal die gleiche Soße, und das gesamte Bier war auch noch leergesoffen.
Als wir dann endlich in Las Vegas landeten, war ich echt fix und fertig und wollte nur noch auf mein Hotelzimmer. Weil laut Prospekt der nächste Tag zur freien Verfügung stand,
ging ich also in die Stadt, um mal zu gucken, wie Amerika denn so ausschaut. War auch eigentlich ganz schön, wenn es doch bloß mit 30 Grad nicht so brütend heiß gewesen wäre. Abends freute ich mich riesig auf die „Siegfried & Roy“-Show, aber als der Bus vor einer Disko hielt, war ich schon wieder ganz fertig mit der Welt. Zwar stand an der Tür angeschlagen, daß die sogenannten Gottväter der amerikanischen Hausmusik (David Moralez, Toni Hamfries, Fränki Nackels und Masters ät Wörk) spielen sollten, aber stattdessen gab’s wieder nur dieses Geballer, und die ganzen Verrückten aus dem Flugzeug waren auch wieder da. Aber damit nicht genug, nein, es kamen auch noch jede Menge genauso bescheuerte Amis. Na ja, anscheinend hatte wenigstens das ganze Jungvolk seinen Spaß, denn die anwesenden Leute störten sich nicht großartig an dem Krach, im Gegenteil, es wurde bis in die frühen Morgenstunden getanzt. Wenn ich gewußt hätte, daß der Bus nicht mehr zurück zum Hotel fährt, wäre ich auch gar nicht bis morgens um sechs geblieben, aber jetzt brauch ich mich darüber auch nicht mehr aufregen, ist eh zu spät.
Zurück im Hotel habe ich mich sicherheitshalber erstmal verlaufen und bin zu allem Überfluß auch noch in einem Zimmer gelandet, wo meine „Mitreisenden“ noch ein bißchen weitergefeiert haben. After-Party nannte man das dann. Tags darauf bin ich logischerweise erst um 14:30 Uhr aufgewacht, und da war der Bus für die Sightseeing-Tour natürlich ohne mich losgefahren. Also entschloß ich mich spontan dazu, ein bißchen shoppen zu gehen, aber weil Las Vegas auch nicht gerade klein ist, bin ich nur bis zur nächsten Tankstelle gekommen, wo die Auswahl bis auf das leider wässrige Bier jedoch ziemlich beschissen war. Noch nicht einmal Souvenirs hatten die da. Danach habe ich
beim Zocken an den einarmigen Banditen nochmal eben 1000 Dollar verrührt, und um dem Tag den krönenden Abschluß zu verpassen, bin ich, sturzbetrunken wie ich
war (beim Zocken kriegt man wenigstens alle Getränke umsonst), statt bei der gebuchten *’Las Vegas By Night“-Rundfahrt mitten in der Wüste gelandet. Wo auch sonst? Aber was mich dort erwarte te, war echt der Gipfel der Unverschämtheit. Ich war noch nicht ganz aus dem Bus gestiegen, da hörte ich schon wieder dieses BUMM, BUMM, BUMM – aber diesmal so laut, daß ich fast in Ohnmacht gefallen wäre. Und dieses grelle Laserlicht und die vielen Glühbirnen, ätzend. Überall Punker, Öko-Freaks und Leute, für die ich überhaupt keine Worte finden kann, schlimmer wie Karneval. Bei uns hätte man die wahrsoneinlich sofore verhaftet oder sonstwie aus dem Verkehr gezogen, Jetzt stand ich da also mit meinem kurzen Hemd – völlig planlos inmitten von ca. vier- oder fünftausend Spinnern. Und wie schon den Abend davor haben die sich von dem ganzen Tammtamm gar nicht aus der Ruhe bringen lassen, nein, wieder dasselbe Gekreische und dasselbe Gezappel (Tanzen kann man das ja wirklich nicht nennen), schlimmer wie bei den Hottentotten.
Weil die Langeweile dann irgendwann unerträglich wurde, bin ich mal rumgegangen und hab‘ die Leute so gefragt, wer denn da oben auf der Bühne steht und für den Lärm verantwortlich ist. Eigentlich war mir das ja scheißegal, weil sich sowieso alles gleich angehört hat. Na ja, jedenfalls hießen die wohl Schorsch Wink, Westbemm, Dick, Stief Lohria, Derrick Mäi, John Aquawiwa und weiß der Henker wie sonst noch. Sogar ein Russe namens Dimitri war dabei. Und allesamt angeblich „Superstars“, wie man mir mit den ganzen „Fantastic“-, „Great“-, und „Wonderful“-Kommentaren wohl zu verstehen geben wollte. Noch nicht mal beim Essen hatte man seine Ruhe. Da stand dann auch einer am Plattenspieler und nervte. Als ich dann kurz vor Tagesanbruch abhauen wollte, gab’s zur Abwechslung noch einen kleinen Lichtblick: die Sängerin der Band „Elektrik Skeitschörtsch“ konnte nämlich echt gut singen, aber warum die Gute ihre Stimme für so ’n Mist hergibt, werde ich wohl nie verstehen.
Am nächsten Tag war ich dermaßen gerädert, daß ich nur noch relaxen wollte. Ich dachte mir, „Legste dich noch ein bißchen an den Pool, bevor der Flieger wieder heimwärts geht“, und ich war noch nicht ganz angekommen, da traf mich auch schon die Faust mitten ins Gesicht. Stand da so’ne Maruscha und spielte schon wieder Techno. Zum Glück hatte meine Ohrenstöpsel eingepackt, das war dann nicht ganz so schlimm. Daß auch der Rückflug wieder ein totales Debakel wird, hatte ich ja schon geahnt, aber als die Leute zu der „Musik“ von zwei so Kanadiern beinahe ausgerastet sind, hab‘ echt Schiß bekommen. Ich dachte, die würden jetzt allen Ernstes das Flugzeug zum Absturz bringen. Ich also zum Pilot und den gefragt, ob das nicht gefährlich ist. Aber der hat nur mit dem Kopf geschüttelt. Außerdem ist es mir immer noch schleierhaft, warum die Bande überhaupt nicht müde geworden ist.
Die hatten bei der Landung noch so viel Energie, daß es erstmal eine viertelstündige Kissenschlacht gab – und das gegen den Willen der Besatzung. Später beim Koffereinsammeln am Flughafen habe ich’s dann gar nicht mehr geglaubt: Fragte mich doch so ein unverschämter Bengel, ob ich nicht noch Lust hätte, in irgendeiner Spelunke Pascal Feos zu
hören. Daß ich dem nicht sämtliche Koffer um die Ohren gehauen habe, war echt alles, Summa summarum war das auf jeden Fall die übelste Pauschalreise, die ich je mitgemacht habe. Eigentlich hätte mir zu meinem Glück nur noch gefehlt, daß man mir das Flug-Ticket, mein Geld und den Ausweis geklaut hätte. Aber zum Glück bin ich zumindest davon ver-
schont geblieben. Und trotzdem: NIE WIEDER!!!